Gegenstand der Betriebswirtschaftslehre

Grundlage

Allgemeine Grundlage

Güter sind aufgrund ihrer grundsätzlichen Knappheit begrenzt und erfordern einen ökonomischen (effizienten) Umgang

  • ökonomisch || wirtschaftlich
  • ökonomischer Umgang im engeren Sinne || profitmaximiertes Handeln (Min-Max-Prinzip)
  • ökonomischer Umgang im weiteren Sinne || Auflösen eines Zielkonflikts

Unterschied zwischen BWL und VWL

Kennzahlen

VWLBWL
wirtschaftliches Wachstum (BIP/BSP)Return on Investment (ROI)
ArbeitslosenzahlenBilanzsumme
PreisniveauCustomer Acquisition Cost
Gewinn, Umsatz
Rentabilität

Saisonalität

  • Saisonalität recherchieren 🔼 ⏳ 2024-11-22 ✅ 2024-11-26
  • BWL: Geschäftsjahre mit quartalsweisen Vergleichen
  • VWL: Konjunkturzyklus

Ziele & Vorgehen

VWL - Kontext

  • Ziel: Wirtschaftsleben in Aufbau & Zusammenhängen analysieren → Gesetzmäßigkeiten herausfinden → Nutzung der Erkenntnisse für die Organisation des analysierten Wirtschaftsprozesses
  • Vorgehen
    1. Beobachtung
    2. Analyse
    3. Lenkung
    Die VWL ist die abstraktere Schwesterdisziplin zur BWL

BWL - Kontext

  • Ziele: Unternehmen beschreiben und erklären ⇒ im Rahmen der Entscheidungsprozesse konkret unterstützen

⇒ eine rationale Betriebsführung ermöglichen

Betriebwirtschaftslehre

Zentraler Gegenstand

Betrieblicher Transformationsprozess

Bedeutet:

  • abstrakt: Input → Output
  • konkret: Herstellung von Gütern/Dienstleistung auf Basis des Beschaffungsmarkts

Betrieblicher Transformationsprozess mit Stakeholdern

Beschaffungsmarkt (produktive Faktoren)

  • Mensch (Personal)
  • Material
  • Betriebsmittel, Finanzmittel

Absatzmarkt

  • Unternehmen
  • Haushalte
  • öffentliche Hand

Kapitalmarkt

  • Banken

Staat

  • gibt Rahmenbedingungen vor
  • Steuern & Subventionen

Beschreibung der BWL basierend auf Entscheidungsfeldern

  1. Entscheidungen über die Durchführung der Leistungserstellung (Produktion)

  2. Entscheidungen über die Durchführung der Leistungsverwertung (Absatz)

  3. Entscheidungen über die Zielsetzungen des Betriebs

  4. Entscheidungen über den Aufbau des Betriebs

Übungsfragen

  1. Was bedeutet Transformationsprozess?
  2. Nennen Sie Beispiele für die Interaktion des Betriebs mit den Stakeholdern im Rahmen des betrieblichen Transformationsprozesses.

2. Historische Entwicklung der Wirtschaftswissenschaften

Taylorismus

Eckdaten Taylorismus

Ziel: Steigerung der Produktivität menschlicher Arbeit Umsetzung: Teilung der Arbeit in kleinste, aufwandsarme Einheiten ⇒ Wiederholung der kleinen Einheiten ermöglicht effiziente Arbeitsteilung

Henri Fayol

Fünf Elemente des Managments nach Fayol

  1. Planung
  2. Organisation
  3. Führung (Leitung)
  4. Koordination
  5. Kontrolle

zzgl. 14 Prinzipien des Managments

3. Allgemeine Systemtheorie

Zusammenfassung

Unternehmen als offene, sozio-ökonomische Systeme

Systemorientierte Betriebwirtschaftslehre

  • Betriebswirtschaftliche Erkenntnisobjekte als Systeme interpretieren
  • Nutzen: Systemtheorie ist hauptsächlich Zugang zu Steuerungs- und Führungsproblemen von Unternehmen

4. Unternehmen als Regelkreis

Zusammenfassung

Planung, Steuerung und Kontrolle von betrieblichen Aktivitäten

  • Skript S. 42 als Zeichnung & ✅ 2024-11-25

Auswirkungen

Der Management-Regelkreis ist der „gedankliche Vorläufer“ des Controlling.

Der Unterschied zum Controlling liegt im kleinen Regelkreis, wo beim Controlling noch ein Korrekturschritt durchgeführt wird (Korrekturmaßnahme bzw. Steuerung)

5. Funktionalbereiche und Querschnittsfunktionen

AufbauorganisationAblauforganisation
ZweckVerknüpfung von OrganisationseinheitenZerlegung des Arbeitsprozesses
Dargestellte Systemestatische StrukturenDynamische Arbeitsprozesse

Organisationseinheit

Definition

Übt betriebliche Funktionen aus, dementsprechend ein Funktionalbereich

Aufbauorganisation

  • Gerüst einer Organisation
  • Hierarchie
  • vertikale Informations- und Disziplinarrichtung (Direktionalität von Anweisungen)
  • formale Macht
  • Darstellung als Organigramm

Kriterien

Aufbaukriterien

⇒ Ziele der Stakeholder (Kunden / Mitarbeiter) ⇒ Ziele des Unternehmens

Typische Grundfunktionen

  • Einkauf
  • Produktion
  • Vertrieb

Strukturierungsformen der Organisationseinheiten

EinliniensystemStabliniensystemMehrliniensystem
Vertikale Hierarchie
→ Weisungen von einer Stelle
horizontal in der Hierarchie eingebundene Stabsstellen
→ keine Weisungsbefugnis
Weisungen von mehreren Stellen
Unterteilung in Stellen mit Weisungsbefungnis und Ausführungsstellen- Vorschlagsrecht;
- einer oder mehreren Instanzen zugeordnet;
- Assistenzfunktion (fallweise Aufgaben)
Beispiel: Rechtsabteilung, Sekretariat

Beispiele

Vor- und Nachteile

Einliniensystem
VorteileNachteile
Übersichtlichkeitlange Dienstwege (Zeitverlust)
klare Wege (vertikale Integration)unnötige Belastung von Zwischeninstanzen
klar verteilte Anordnungsbefugnis und Kompetenzverteilungfehlende Flexibilität
Vermeidung KompetenzüberschneidungÜberlastung der Vorgesetzten durch Kontroll- und Kommunikationsaufgaben
erschwerte Zusammenarbeit zwischen Mtarbeitern
Mehrliniensystem
VorteileNachteile
Realisierung direkter KommunikationswegeProbleme bei Abgrenzung der Zuständigkeit und Verantwortung
erleichterte MitarbeiterkontrolleWidersprüchliche Arbeitsanweisungen möglich
Spezialisten als VorgesetzteKompetenzüberschneidungen → Konfliktpotenzial
Entlastung ranghoher Instanzen

Ablauforganisation

Ziele

  • Aufwand minimieren
  • Bearbeitungs- und Durchlaufkosten minimieren
  • Bearbeitungszeiten und -fehler minimieren
  • Termine einhalten
  • Kapazitäten optimal nutzen

Herausforderungen der Strukturgestaltung & -optimierung

Querschnittsfunktionen

  • neben den Grundfunktionen vorhanden
  • verantworten Themengebiete über mehrere Hauptlinien hindurch
  • die Themengebiete sind dort jeweils nicht Hauptgeschäft

Beispiele

  • Managment
  • Controlling / Finanzen
  • Personalwesen
  • Rechnungswesen
  • IT
  • Forschung & Entwicklung
  • Logistik
  • Recht
  • PR

Übungsfragen

Was sind Querschnittsfunktionen in einer Linienorganisation? Nennen Sie ein Beispiel für eine Querschnittsfunktion und erklären Sie anhand des Beispiels den Begriff Querschnittsfunktion.

Prozessorganisation

  • Zeichnung Prozessorganisation Struktur S. 64f ✅ 2024-11-24

6. Unternehmensführung

TLDR

Diverse weitere Organisationsformen, u.a. Sparten- bzw. Matrixorganisation

Spartenorganisation

Zusammenfassung

Wenn sich die Anforderungen an Einkauf, Produktion, Marketing und Verkauf zur Erreichung der einzelnen Kundengruppen stark voneinander unterscheiden, bietet sich für das Unternehmen eine divisionale Organisationsform an.

Beispiel: Schwarz

Lidl ↔️ Kaufland ↔️ PreZero

VorteileNachteile
hohe Orientierung an Bedürfnisse der Sparten
⇒ höhere Markt- & Kundenorientierung
Hoher Verwaltungsaufwand
Entlastung der Entscheidungsebenemehrfache Existenz einzelner Funktionsbereiche innerhalb des Unternehmens
⇒ wenig Nutzung von Synergien
Spezialisierung & Bündelung von Wissen
höhere Anpassungsfähigkeiten
transparentere Leistungsbeurteilung
Mitarbeitermotivation dank Identifizierung

Funktionalorganisation

Unternehmensaufbau nach Funktionsbereichen

  • Aufbau Funktionalorganisation Screenshot ✅ 2022-01-01
VorteileNachteile
Hohes Maß an Transparenz und Kontrollierbarkeitabteilungsübergreifend hoher Koordinationsaufwand
klare Abgrenzung Verantwortlichkeiten & BefugnissenMangel an gegenseitigem Verständnis zwischen Abteilungen
hohe Fachkompetenz in Bereichenlange Kommunikationswege zwischen Abteilungen
Kostensenkung durch zentrale Organisation gleicher Aufgaben
Skaleneffekte
nur langsame Anpassung an Veränderungen
geringe Markt- und Produktorientierung

Matrixorganisation

Definition: Matrixorganisation

  • mehrdimensionale Organisationsstruktur innerhalb eines Unternehmens/einer Organisation
  • pro Teilhandlung kooperieren immer zwei zuständige Entscheidungseinheiten, die Beschlüsse gemeinsam treffen ⇒ Schnittstellen
  • in horizontaler Ebene: produkt-; regions- oder projektbezogene Bereiche
  • in vertikaler Ebene: funktionale Arbeitsbereiche
  • Ziel: Verknüpfung soll Vorteile der Funktionalorganisation und divisionalen Organisation (Spartenorganisation) miteinander kombinieren

VorteileNachteile
Wegfall von Hierarchien zwischen Bereichenerhöhter Abstimmungsaufwand ⇒ langwierige Entscheidungsprozesse
Förderung interdisziplinäres Handeln & TeamarbeitMeinungsverschiedenheiten der weisungsbefugten Stellen ⇒ innerbetriebliche Konflikte
Förderung gegenseitiges VerständnisKompetenzüberschneidungen
mehrere Ansprechpartner für HandlungsbereichErfolg- & Misserfolg schwer zuordbar
kurze KommunikationswegeOrganisation kann verwirrend wirken

Fazit Matrixorganisation

  • sinnvolles Instrument für Unternehmen in verschiedensten Lebensphasen (Startup bis Großunternehmen)
  • Möglichkeit, Experten als Führungskräfte zu gewinnen & Unternehmensauslastung besser zu bewältigen
  • vor Einführung ist ist genaue Analyse erforderlich, ==meist aber mit Effizienplus gut in bestehende Strukturen integrierbar==

7. Lebensphasen von Unternehmen und Unternehmenskultur

Kapitalgeber

3 F's

Family, Friends & Fools

Business Angels

  • erfolgreicher Gründer, erfahrene Unternehmer o.Ä.
  • Managment-Erfahrung
  • suchen Herausforderung in dynamischer Unternehmensphase
  • langfristige finanzielle Beteiligung
  • Networking & Expertise
  • (geringe Ausprägung in DE)

Business Devils

  • treten zum Schein als Business Angels auf
  • möchten durch Finanzierung ausschließlich persönliche Vorteile erlangen
  • zum Beispiel: Patente & Technologien, Übernahme des Unternehmens

Venture-Capital

  • Wagnis-/ Risikokapital
  • Ausgleich für eingegangenes Investionsrisiko: Unternehmensanteile
  • außerbörsliches Kapital
  • höhere Investitionssummen
  • Eigenkapital oder Wandelanleihen
  • fehlende Sicherheiten, aber ausführliches Reporting
  • Ziel: Gewinn aus Verkauf der Beteiligung (Exit)
    • deshalb fordern Investoren i.d.R. klare Exit-Strategie in 3-5 Jahren

Lebensphasen eines Unternehmens

Übersicht

1. Seed

Phasenmerkmale

  • Konzeptentwicklung
  • Grundlagen erarbeiten
  • Businessplan
  • Prototyp
  • Team zusammenstellen

Businessplan

  • zeigt Risiken und Chancen auf
  • Welche Geschäfte ergeben sich daraus?
  • Finanzplan, Schätzung finanzielle und personelle Ressourcen
  • erwartete Umsatzerlöse → Investition wirtschaftlich?
  • Ziel: Investoren überzeugen

📉 Unternehmen ist in Verlustzone

Finanzielle Stakeholder

  • Gründer
  • 3 F’s
  • Gründerfonds
  • Businessplan-Wettbewerbe

2. Start-Up

Phasenmerkmale

  • ==Gründung==
  • Produktionsbeginn
  • Aufbau Vertrieb
  • Markteintritt

📉 Unternehmen ist in Verlustzone

Finanzielle Stakeholder

-Break-Even-Point -

Break-Even Point

Ab hier befindet sich die Unternehmensbilanz in der Gewinnzone

3. Wachstum

Phasenmerkmale

  • Marktausweitung
  • neue Produkte
  • Erweiterung der Kapazitäten
  • neue Länder

📈 Unternehmen ist in Gewinnzone

Finanzielle Stakeholder

4. Reifephase

Phasenmerkmale

  • Konsolidierung
  • Prozessoptimierung
  • Kostenreduktion
  • Effizienzsteigerung

📈 Unternehmen ist in Gewinnzone

Finanzielle Stakeholder

  • Banken

5. Exit

Phasenmerkmale

  • Nachfolgeregelung (“entweder-oder” Optionen):
    • Verkauf
    • Börsengang
    • Liquidation (Auflösung)

📈 Unternehmen ist in Gewinnzone

Finanzielle Stakeholder

8. Managment und Managment-Ansätze

Shareholder

Anteilseigner (Aktionäre)

Stakeholder

Interessenten an einem bestimmten Sachverhalt

Shareholder Value-Ansatz

  • Ertragswert des Eigenkapitals
  • ==Fokus: Cashflow==
  • Maßgröße: Unternehmensbewertung (alternativ zum Substanzwert)
  • Ziel: Unternehmenswert im Sinn des Marktwerts steigern ⇒ Renditen außerhalb der durchschnittlichen Kapitalkosten (Finanzierungskosten) werden veräußert und ggf. an Shareholder ausgeschüttet, um Wertvernichtung zu vermeiden

Stakeholder Ansatz

  • nicht nur Berücksichtigung der Shareholder-Interessen, sondern der der Stakeholder
  • Unternehmen ist ohne Stakeholder (Kunden, Mitarbeiter etc.) nicht überlebensfähig → das Unternehmen vertritt Interessen inklusive Mitarbeiter, Geschäftspartner, Kunden und erfolgsabhängigen Institutionen
  • Unterteilung der Stakeholder in externe und interne Anspruchsgruppen ⇒ das Stakeholder-Konzept berücksichtigt gesamtgesellschaftliche Interessen

Risiken

Risiken des Stakeholder Ansatzes

==Missachtung der Stakeholderinteressen kann SCHWERWIEGENDE Folgen haben==

  • Beispiele:
    • kein Bearbeiten von Kundenbeschwerden ⇒ Kunden wandern ab und warnen vor Unternehmen
    • schlechtes Behandeln der Mitarbeiter ⇒ Schädigung der öffentlichen Reputation